Bata Fabrik und Arbeitersiedlung

East Tilbury ist eines der wichtigsten Beispiele übergreifender Landschaftsplanung im Osten Englands. Der Ort geht auf den Tschechen Tomas Bata zurück, der hier eine Gartenstadt entstehen ließ, die Arbeit und Wohnen miteinander verband. Das Bata-Museum und Erinnerungszentrum (Bata Museum and Reminicence Centre) logiert in der Bücherei von East Tilbury inmitten des ehemaligen Bata-Areals.

Tomas Bata kam 1929 nach England, um einen Bauplatz für eine neue Fabrik zu finden. Damals hatte er bereits in vielen anderen Ländern Fertigungshallen und Arbeitersiedlungen gegründet. Weithin bekannt als der tschechische Henry Ford, hatte er die Methoden der amerikanischen Massenproduktion auf die traditionelle Schuhherstellung angewandt. Aufbau und Anordnung der Anlage von East Tilbury orientiert sich an den Bata-Werken in Zlin in Tschechien, wo die Firma erstmals Fuß fasste. Bata entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem der erfolgreichsten Unternehmen weltweit.

In East Tilbury ging das erste Fabrikgebäude 1933 in Betrieb, und die ersten Wohnhäuser in der Bata Avenue folgten noch im selben Jahr. Sie waren schachbrettartig angelegt und verfügten über einen Garten, um den Bewohnern ein gesünderes Leben zu ermöglichen als in den städtischen Arbeitervierteln. Tomas Bata orientierte sich stark an der Gartensiedlung in Letchworth in Hertfordshire (ebenfalls ein Standort der ERIH-Regionalroute Ostengland). Die Gartenbauweise brach bewusst mit der Reihenhaustradition viktorianischer Prägung. Abgesehen von Wohnhäusern ließ Bata ein Hotel (heute Stanford House) und ein Kino errichten. Beide Gebäude haben sich erhalten. Ein seinerzeit ebenfalls errichtetes Schwimmbad existiert nicht mehr.

Die Bata-Fabrik verrät den modernistischen Stil des Konstruktivismus. Tomas Bata war ein Anhänger amerikanischer Baumethoden und ermunterte seine Architekten zu einer schnellen Bauweise mit Hilfe von zement- oder ziegelgefüllten Stahlskelettbauten. Dieses grundlegende Layout konnte auf jeden Produktionstyp angewendet werden. Die Fabriken von East Tilbury gehen auf die Entwürfe von Vladimir Karfik zurück, der u. a. mit so berühmten Architekten wie Le Corbusier und Frank Lloyd Wright zusammenarbeitete. Im April 1993 wurde das Werk samt dem zugehörigen Siedlungsareal unter Denkmalschutz gestellt. Seitdem gelten für bauliche Änderungen oder Erweiterungen strikte Auflagen. Die Bata-Fabrik stellte ihre Produktion im März 2005 ein.

Bereits im April 2002 hatte das Bata Erinnerungs- und Forschungszentrum Eröffnung gefeiert – unter tatkräftiger Mitwirkung von Sheila Plampton, seinerzeit das erste Baby, das in der Bata-Siedlung geboren wurde. Das Zentrum in der örtlichen Bücherei beherbergt die Erinnerungen der Menschen, die Teil der hier gewachsenen Bata-Gemeinschaft waren. Durch Schenkung überantwortete Fotografien und sonstige Objekte tragen zu diesem persönlichen Zeugnis bei. Seit seinem Start 2002 hat sich das Zentrum immer besser und stärker entwickelt. Auf diese Weise wuchs die Sammlung rasch an. Es war uns deshalb klar, dass wir Leben und Werden der Bata-Gemeinschaft in East Tilbury nicht ausklammern konnten, zumal sie eng mit den Bata-Standorten im übrigen Großbritannien und dem Rest der Welt verknüpft waren.

Bata Fabrik und Arbeitersiedlung
Princess Avenue
RM18 8ST East Tilbury
Essex
East of England
Vereinigtes Königreich
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