Arbeitersiedlung Nikiszowiec

Katowice zählt mehr als 300.000 Einwohner und liegt im Zentrum einer der bedeutendsten Kohle- und Eisenregionen Europas. Im 19. Jahrhundert gehörte es zur preußischen Provinz Schlesien, doch wurde es 1922 dem polnischen Staatsgebiet zugesprochen. Der Vorort Nikiszowiec ist eine der bemerkenswertesten Arbeitersiedlungen in Europa. Sie entstand in der Zeit von 1908 bis 1919 und nahm die Bergleute der schlesischen Bergbaugesellschaft Georg von Giesches Erben auf. Deren Gründung erfolgte im frühen 18. Jahrhundert in der Zeche Nickisch (heute Poniatowski), einem der 14 Bergwerke im Zechenkomplex Wiesche (heute Wieczorek).

Der Entwurf der Siedlung geht auf die Architekten Georg (1871-1958) und Emil (1870-1937) Zillmann aus Charlottenburg zurück. Die familoks (Familienunterkünfte) bilden neun Blocks mit jeweils einem eigenen Innenhof. Die Gebäude sind drei bis vier Stockwerke hoch und haben zum Teil Keller oder Dachboden. Das ganze Viertel für 5.000 Bewohner war als eine autarke Einheit geplant und verfügte über Läden, Bäckereien, ein Krankenhaus, eine Apotheke, öffentliche Schwimmbäder, einen Waschsalon, Spielplätze und ein Wohnheim für unverheiratete Arbeiter. Die Kirche St. Anne ist ein herausragendes Gebäude im neobarocken Stil mit Glasmalereien von Georg Schneider aus Regensburg, einem Leuchter mit 4,5 Metern Durchmesser aus den Werkstätten der AEG in Berlin sowie Kanzel, Hauptaltar und Taufbecken aus der Hand von Georg Schreiner aus München. Bis 1977 begleitete eine Schmalspurbahn namens Balkan die Hauptstraßen der Siedlung und beförderte die Bergleute zur Arbeit in den Zechen.

2011 wurde Nikiszowiec unter Denkmalschutz gestellt. Führungen durch das Viertel bietet das städtische Informationsbüro an. In einem ehemaligen öffentlichen Waschhaus in der Rymarska Straße Nr. 4 residiert heute ein kleines Museum, eine Außenstelle des Museums der Geschichte von Katowice. Die 'Vereinigung Fabrik der lokalen Initiativen' (Stowarzyszenie Fabryka Inicjatyw Lokalnych) erforscht die materielle und immaterielle Geschichte von Nikiszowiec und erschließt die Siedlung touristisch gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung.

Arbeitersiedlung Nikiszowiec
• Muzeum Historii Katowic, ul. Rymarska 4, 40-425 Katowice +48 (0) 32 - 2561810
• Stowarzyszenie Fabryka Inicjatyw Lokalnych, Plac Wyzwolenia 21
40-423 Kattowitz
Polen
+48 (0) 664 - 222044
Homepage

Eintritt:frei
Barrierefreier Zugang:vollständig
Angebote für Kinder:

Die Siedlung kann jederzeit besichtigt werden

  • Führungen möglich
  • Fremdsprachliche Führungen