Josiah Wedgwood (1730–95)

Josiah Wedgwood war zu seinen Lebzeiten der bekannteste Keramikhersteller Europas. Er übte nachhaltigen Einfluss auf die Produktionsweise qualitativ hochwertiger Töpferware aus und prägte im weiteren Sinne auch den intellektuellen Hintergrund der Industriellen Revolution in Großbritannien.

Zur Welt kam er in Burslem, North Staffordshire. In dieser Region hatte die Keramikproduktion bereits dauerhaft Fuß gefasst, auch wenn die Betriebe in der Regel recht klein und die Vertriebsstrukturen übersichtlich waren. Schon Josiahs Vater, Thomas Wedgwood (1687-1739), war Töpfer, ebenso der Bruder, gleichfalls Thomas mit Namen. Mit Letzterem arbeitete Josiah zwischen 1744 und 1752 zusammen. Anschließend trat er in die Dienste von Thomas Whielden, dem wohl fähigsten Töpfer seiner Generation.

1759 gab er die Anstellung auf und mietete die Ivy-House-Töpferei in Burslem, die er fortan auf eigene Rechnung betrieb. 1766 kaufte er das 140 Hektar große Ridgehouse-Anwesen, auf dem er einen Keramikbetrieb namens Etruria baute, benannt nach den etruskischen Vorbildern, an denen sich einige seiner Entwürfe orientierten. Etruria war das wahrscheinlich größte, mit Sicherheit aber das am effektivsten organisierte Keramikwerk seiner Zeit, da es die Produktion aufwändiger Töpferwaren in fest umrissene Arbeitsschritte einteilte.

In Sachen Vertrieb bewies Wedgwood Einfallsreichtum und Geschicklichkeit. So arrangierte er in London Ausstellungen seiner Produkte unter der Schirmherrschaft der Königin Charlotte, und seine Exporte reichten bis nach Amerika und in die Karibik. 1770 erledigte er den ersten von vielen Aufträgen für die Kaiserin Katharina von Russland und versandte von 1771-72 eine ganze Folge von Warenpaketen an Mitglieder des deutschen Königshauses. In den 1770er und 1780er Jahren veröffentlichte er Kataloge in Französisch, Holländisch und Deutsch. Sein Bewusstsein für die Bedeutung des Designs, verbunden mit der Fähigkeit, mit Designern zusammenzuarbeiten, setzte in der Keramikindustrie ebenso Maßstäbe wie Innovationen in der Arbeitsorganisation und sein Gespür in Vermarktungsfragen.

Er war ein aktiver Förderer privat finanzierter, gebührenpflichtiger Straßen und Kanäle und setzte sich speziell für den Trent & Mersey Canal ein, der an seinem Keramikwerk Etruria vorbeiführte.

Im Rahmen der so genannten Mond-Gesellschaft (Lunar Society) in Birmingham kam er unter anderem mit Erasmus Darwin und James Watt in Kontakt. 1783 erlangte er per Wahl die Mitgliedschaft in der renommierten Gelehrtengesellschaft Royal Society. Seine beruflichen Erfolge wurden durch ein ausgeprägtes Interesse für die Wissenschaften, insbesondere die Geologie, untermauert. Berühmt war er für das Epigramm „Everything gives way to experiment” (Experimente haben Vorfahrt).