Jacob Cornelis van Marken (1845–1906)

Jacob van Marken war ein Pionier der Entwicklung hin zur industriellen Nahrungsmittelproduktion, die im späten 19. Jahrhundert ganz Europa erfasste. Auf ihn geht der Bau einer gartenstadtähnlichen Werkssiedlung zurück, die zu den herausragendsten ihrer Art in den Niederlanden gehört.

Geboren als Sohn eines Pfarrers der Holländischen Reformierten Kirche in Amsterdam, hing er später der reformierten Lehre der Arminianer an. Nach dem Studium an der Polytechnische Hogeschool (später Technische Hochschule) in Delft erkannte er eine Möglichkeit, eine zuverlässigere Versorgung der Niederlande mit Hefe zu garantieren, als das die Branntweinbrenner in Schiedam gewährleisten konnten. Er studierte die entsprechenden Herstellungstechniken in Österreich, bevor er 1869 in Delft die Nederlandse Gist en Spiritusfabriek (Niederländische Hefe- und Spiritusfabrik) gründete. Seine Produktionsanlagen diversifizierten später in die Bereiche Alkohol-, Kleister- und Gelatineproduktion. Zudem gründete er ein Druckereiunternehmen, die Van Marken Presse.

1885 ernannte er Martinus Willem Beijerinck (1851-1931) zum Direktor seines neu eingerichteten Labors. Beijerinck arbeitete als Dozent an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Wageningen und war ein Jahr zuvor in Amsterdam zum Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften gewählt worden. Bakteriologen setzen in gleich mit Louis Pasteur, obwohl er weniger bekannt war, weil er sich nicht mit menschlichen Krankheiten beschäftigte. Sein Name steht für herausragende Forschungen, die sich mit den Eigenschaften von Hefe, mit Stickstoffgewinnung, Alkoholproduktion und der Rolle von Milchsäurebakterien auseinandersetzten.

1895 beteiligte sich van Marken an der Finanzierung eines Lehrstuhls für Mikrobiologie, der eigens für Beijerinck geschaffen wurde und den dieser bis zu seinem Ruhestand 1921 innehatte. Die von ihm begründete Fakultät genießt bis heute internationale Anerkennung.

Van Marken war ein aufgeklärter, sozial denkender Arbeitgeber, der seinen Beschäftigten Lebens- und Gesundheitsversicherung, bezahlten Urlaub und eine Bibliothek bot. 1875 rief er „de Kern“ (Kern) ins Leben, einen Rat, in dem Arbeiter ihre Ansichten zum Ausdruck bringen konnten. 1882 beauftragte van Marken den Landschaftsarchitekten Louis P Zocher (1820-1915) mit dem Entwurf einer Werkssiedlung in der Nachbarschaft der Fabrik. Die ersten Reihenhäuser waren 1884 bezugsfertig, zeitgleich mit der Gründung der Gemeenschappelijk Eigendorm, einer Kapitalgesellschaft zur Entwicklung der Siedlung. Deren Name, Agneta Park, rührte von Agneta Wilhemina Johanna Mathes her, die van Marken 1869 geheiratet hatte. Das Unternehmerehepaar selbst bewohnte die noch erhaltene Villa Ruse Roest. 1914 erhielt die Siedlung das Gemeinschaftszentrum de Tent, heute umgewandelt zum Konferenzzentrum Lindenhof. Weitere Wohnhäuser in Gartenlage, der so genannte Nieuwe Agnetapark, entstanden in den 1920er Jahren. Die Fabrik gehört mittlerweile der Hellmann-Gruppe an und produziert Dressings und Saucen der Marke Calve. Eine Statue van Markens überragt die Werkssiedlung.