Francis Egerton (1736–1803)

Thomas Telford würdigte 1805 die Leistungen des dritten Duke of Bridgewater, indem er ihn als „Leitbild und Wurzel der englischen Kanalschifffahrt“ bezeichnete. „Sein Einsatz und Beispiel gaben einem bedeutenden Teil des in Großbritannien vorhandenen Talents und Kapitals die Richtung vor, die innerhalb weniger Jahre das gesamte Königreich durchdrang und zu einem wesentlichen Motor für die Ausweitung von Handel und Produktion wurde.“

Francis Egerton war eines von 11 Kindern und erbte überraschend die Herzogswürde von seinem älteren Bruder, nachdem dieser im selben Jahr wie der Vater gestorben war. Als junger Mann interessierte er sich vornehmlich für Glücksspiele und Pferderennen, aber während einer klassischen Bildungsreise 1753-55 verließ er die üblichen Routen von Paris in Richtung in Italien, um den Canal du Midi im Languedoc zu besuchen. Dessen Anblick hinterließ in ihm einen nachhaltigen Eindruck.

1759 ließ er die Londoner Gesellschaft nach der Auflösung einer Verlobung hinter sich und verbrachte fortan einen beträchtlichen Teil seines Lebens mit der Entwicklung des familieneigenen Bergwerks in Worsley nahe Manchester. Unter seiner Aufsicht wurde 1761 ein acht Kilometer langer Kanal fertig gestellt, der die schiffbaren unterirdischen Wasserwege der Kohlengruben von Worsley mit Castlefields in Manchester verband. 1772 erhielt dieser Kanal eine Verlängerung bis zum Fluss Mersey bei Runcorn, und auch die Entstehung zahlreicher weiterer Kanäle geht auf das Engagement des Herzogs zurück. Mit der Aufsicht über den Bau des Bridgewater-Kanals beauftragte er John Gilbert, seinen Grundstücksverwalter, und James Brindley, (1716-72), der zuvor vom Maschinenschlosser zum Bauingenieur aufgestiegen war und noch viele andere Kanäle konstruierte. Der Bridgewater-Kanal überquerte den Fluss bei Barton mittels eines gemauerten Aquädukts, das im Zuge der Entstehung des Manchester Ship Canal 1893 durch eine schwenkbare Wasserbrücke ersetzt wurde. Sowohl das Aquädukt als auch das Bergwerk zogen von Beginn an viele ausländische Besucher an, darunter Jean Jacques Rousseau. Sehenswert an der Zeche in Worsley war vor allem das 73 Kilometer lange, über eine 1795-96 gebaute schiefe Ebene mit der Oberwelt verbundene unterirdische Kanalsystem.

Der Bridgewater-Kanal war keineswegs die erste künstliche Wasserstraße in Europa, ja nicht einmal in Großbritannien, aber er setzte entscheidende Maßstäbe. Bezogen auf das Vereinigte Königreich legte die für seinen Bau erforderliche Gesetzgebung den Grundstein für zukünftig geltende Vorschriften zum Erwerb von Ländereien für Transportwege und ermöglichte so die Entstehung weiterer Kanäle, Eisenbahnstrecken und Straßen. Im bauhistorischen Kontext zeigte das Aquädukt von Barton, dass Kanäle quer zur Fließrichtung natürlicher Gewässer gebaut werden konnten und damit mehr waren als bloße schiffbare Rinnen entlang der Flussläufe.

In einem größeren internationalen Rahmen lieferte der Herzog von Bridgewater ein schlagendes Beispiel dafür, wie sehr künstliche Wasserwege das Wirtschaftswachstum anregten. Gerade in dieser Hinsicht wurde sein Werk zum Vorbild für alle jene Kanäle, die in den folgenden Jahrzehnten in Deutschland, Frankreich und Belgien Gestalt annahmen. „Schifffahrt“, erklärte der Herzog, „sollte immer mit Kohle beginnen“. Und tatsächlich: Selbst wenn Kanäle vielfach dem Vertrieb von Fertigprodukten und landwirtschaftlichen Erzeugnissen oder auch ganz anderen Zwecken dienten, bestand ihre vornehmliche Aufgabe im Europa der Industriellen Revolution doch darin, Kohle zu befördern.