Johann Baptist Czjzek Edler von Smidaich (1841–1925)

Johann Baptist Edler von Čžjžek von Smidaich war ein führender Industrieller des österreichischen Kaiserreiches, der sich sowohl in bedeutenden Industriezweigen als auch im Finanzwesen engagierte.

Sein Vater war der Geologe Johann Baptist Čžjžek (1806-1855), der die erste geologische Karte Böhmens erstellte. Der Sohn Johann Baptist Čžjžek studierte Chemie in Horni Slavkov (Schlaggerwald) in Westböhmen und übernahm 1867 zusammen mit seinem Cousin Georg Haas von Hasenfels die Paulus-Porzellanwerke, die Johann Georg Paulus 1793 gegründet hatte und die unter der Leitung von Wenzel Haas (1772-1830) und Johann Georg Lippers (gest. 1843) floriert hatten. 1867 hieß die Firma Haas und Lippers, danach Haas und Čžjžek. Die Qualität ihres Porzellans war so gut, dass der österreichische Kaiser, der Papst und viele Aristokraten zu den Kunden zählten. 1872 kauften Haas und Čžjžek die Porzellan-Fabrik von Portheim und Söhne in Chadau (heute Chodov in der Tschechischen Republik). Beide Fabriken beschäftigten zusammen mehr als 1000 Mitarbeiter und vermarkteten ihr Porzellan über Vertretungen in Paris, Wien und Budapest.

Čžjžek verließ die Firma 1875 nach Streitigkeiten mit seinen Verwandten. Schon vorher hatte begonnen, sich im Textil-Geschäft zu engagieren. Er kaufte die Fritsch-Textilwerke auf, die über sechs Fabriken verfügten, erweiterte das Geschäftsfeld auf den Maschinenbau und begründete mit Ignác Šustala (1822-1901) die Straudinger Waggonfabrik AG in Mähren. Die Firma stellte eine Vielfalt technischer Produkte her und entwickelte sich später zum Tatra Kraftfahrzeug-Werk. Ihre Bedeutung liegt aber vor allem darin, dass sie ein Fahrzeug baute, das generell als erster Triebwagen angesehen wird, der auf Europas Schienen rollte. Čžjžek war auch im Bankwesen tätig und gehörte 1869 zu den Gründern des Wiener Bankvereins. Er unternahm 1898 eine Weltreise, um den Verkauf von Produkten der KuK-Monarchie anzukurbeln und wurde im Anschluss geadelt. Er besaß erhebliches Grundeigentum, erlitt jedoch persönlich wie auch mit seinen Firmen nach dem Ersten Weltkrieg schwere Verluste. Die folgende Blütephase der tschechischen Industrie erlebte er nicht mehr.