John Cockerill (1790–1840)

John Cockerill war das Urbild jener britischen Ingenieure, die die Technologien der Industriellen Revolution nach Kontinentaleuropa trugen und dort erfolgreiche und langlebige Unternehmen gründeten. Er war der Sohn von William Cockerill (1759-1832), dessen große technische Talente es ihm erlaubten, seinen Lebensunterhalt mit der Herstellung von Weberschiffchen und anderen Bauteilen für Textilmaschinen zu bestreiten. 1794 ging William Cockerill nach St. Petersburg, wo er allerdings nach dem Tod der Kaiserin Katharina II. in Haft genommen wurde. Nach seiner erfolgreichen Flucht nach Schweden ließ er sich in Verviers nieder und produzierte fortan Textilmaschinen – ein Geschäft, bei dem ihm 1802 sein erst 12 Jahre alter Sohn John bereits zur Hand ging. John und sein Bruder waren auch dabei, als der Vater 1807 in Lüttich eine neue Textilmaschienenfabrik ins Leben rief.

Von 1815 bis 1816 betrieb John zusammen mit seinem Bruder ein Wolle verarbeitendes Unternehmen in Berlin, kehrte dann aber in die Region von Lüttich zurück, die damals von dem niederländischen König Wilhelm I. regiert wurde. Seit 1817 errichtete er im ehemaligen Palast des Fürstbischofs von Lüttich in Seraing die ersten Kokshochöfen, die er bis 1850 um Schmieden, Gießereien und Ingenieurbetriebe erweitert und auf diese Weise einen durchgängigen Industriekomplex erschaffen hatte, der die Ufer der Maas über fünf Kilometer hin begleitete. Die Werke spezialisierten sich anfangs darauf, Eisenbahngesellschaften mit Waggons, Lokomotiven und Betonstahl auszustatten. Cockerill baute La Belge, eine 1A1-Lokomotive und zugleich die erste Dampflok, die in Kontinentaleuropa hergestellt wurde. Insgesamt hatten seine Fabriken bis 1844 100 Lokomotiven produziert.

Cockerill starb in Warschau auf dem Rückweg nach Seraing, nachdem er zuvor die Aussichten für die Ausstattung verschiedener geplanter Eisenbahnstrecken in Russland erörtert hatte. 1850 war der Industriekomplex in Seraing der wohl größte seiner Art in Europa, und der letzte Hochofen blieb bis 2005 in Betrieb.

Ein in Seraing errichtetes Denkmal zu Ehren Cockerills geht auf das Jahr 1871 zurück.