Louis Bergeron (1929–2014)

Louis Bergeron war ein bedeutender französischer Wissenschaftler. Er trug wesentlich dazu bei, dass internationale Organisationen wie ICOMOS und die UNESCO begannen, auch die Erforschung des industriellen Erbes wertzuschätzen.

Er wurde in Straßburg geboren und studierte an der École normale supérieure, an der er 1951 seinen Abschluss machte. Vor seiner Rückkehr an die École unterrichtete er zehn Jahre an weiterführenden Schulen. Zu diesem Zeitpunkt sprach er bereits fließend Deutsch, Englisch und Italienisch. Sein Interesse an Industriearchäologie entfaltete sich unter dem Einfluss des Historikers Maurice Daumas (1910–1984) in den 1970er Jahren. Er vertrat den damals neuartigen Ansatz, bei der Erforschung der Industrie- und Wirtschaftsgeschichte örtliche materielle Zeugnisse des industriellen Erbes einzubeziehen. 1971 wurde er zum Studiendirektor an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) ernannt, an der er zwischen 1986 und 1992 das Zentrum für Geschichtsforschung leitete. Sein eigener Forschungsschwerpunkt richtete sich zunächst auf die französische Revolution und das Kaiserreich Napoleons. In späteren Untersuchungen konzentrierte er sich breiter angelegt auf Banken, Wirtschaft und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Eliten des 19. Jahrhunderts. Sein besonderes Forschungsinteresse galt Paris.

1978 gründete er zusammen mit anderen Akteuren die Comité d’information et de liaison pour l’archéologie, l’étude et la mise en valeur du patrimoine industriel (CILAC) und amtierte ab 1978 als Vizepräsident der Organisation.  Er war weitgehend verantwortlich für das vierte Treffen des International Committee for the Conservation of the Industrial Heritage (TICCIH) in Lyon und Grenoble im Jahre 1981. Dieses Treffen führte dazu, dass eine Gruppe eingerichtet wurde, die 1984 einen nationalen Industriekulturbestand im Kultusministerium einrichtete.

Er war aktiv daran beteiligt, die Forschung an der EHESS voranzubringen und entwickelte dort Verbindungen zu anderen Französisch sprechenden Gemeinden, vor allem mit Québec, und in anderen Teilen der Welt. Zwischen 1996 und 2000 war er Präsident des Écomusée in Le Creusot.

Als Präsident von TICCIH zwischen 1990 und 2000 erlangte er die Anerkennung der Organisation durch die UNESCO und ICOMOS, was 2000 während der TICCIH-Tagung in London bestätigt wurde. Unter seinen zahlreichen Publikationen gelten seine beiden Werke Industrial Heritage: a new territory (mit Grace Dorel-Ferré, 1996) und Luxury Industries in France (1998) als die bedeutendsten.