Sir Richard Arkwright (1732–92)

Sir Richard Arkwright gilt als grundlegender Erneuerer der Baumwoll- und Textilindustrie in ganz Europa. In jungen Jahren zog der gelernte Friseur aus Preston nach Bolton-le-Moors, um dort in der Werkstatt eines Perückenherstellers zu arbeiten. Der Ort zog zu jener Zeit viele Textilarbeiter an, die Produktion von Baumwollkleidung florierte. Arkwright, der das aufmerksam registrierte, sann darüber nach, wie man die herkömmlichen Spinnmaschinen effektiver machen könnte.

1768 ging er nach Nottingham und entwickelte dort jene Spinnmaschine, die unter dem Namen Water Frame bekannt wurde. Ihr Konstruktionsprinzip beruhte auf einer Vielzahl von Walzen, die mit unterschiedlicher Geschwindigkeit rotierten. 1769 mietete er ein Grundstück zur Einrichtung einer mit Pferdekraft betriebenen Fabrik, die vermutlich jedoch erst 1772 in Betrieb ging. Etwa zeitgleich, um das Jahr 1770, nahm er Kontakt zu Jedediah Strutt (1726-97) und Samuel Need auf, mit denen er eine finanzielle Partnerschaft einging. Zudem verlagerte er seine Hauptgeschäftstätigkeit nach Cromford, wo er ab 1. August 1771 damit begann, eine fünf Stockwerke hohe, mit Wasserkraft betriebene Spinnfabrik zu errichten. Sein Anteil an dem Unternehmen betrug damals 20 Prozent.

Das Ergebnis war die so genannte Cromford Mill, die in ganz Europa Aufmerksamkeit erregte und wahrscheinlich 1774 die Produktion aufnahm. Ihren Antrieb erhielt sie vom Bonsall Brook, einem Zufluss des Derwent. In den Folgejahren erlebte die Industrieanlage verschiedene Erweiterungen. 1780 erwarb Arkwright ganz in der Nähe Land für einen weiteren Fabrikkomplex: Masson Mill. Der lag mit seinen Wasserrädern direkt am breit dahin fließenden Derwent selbst und unterschied sich auch sonst wesentlich von seinem Cromforder Pendant. So bestanden die Gebäude nicht aus dem lokalen Sandstein, sondern sind geziegelt – eine für damalige Verhältnisse kostspielige Lösung. Bogenfenster und ein Glockenturm gaben dem Hauptgebäude gar den Anstrich eines Landhauses.

Arkwright verlieh dem Ort Cromford, der bis dahin im Wesentlichen Bergleute aus den umliegenden Bleiminen beherbergte, ein völlig neues Gesicht. Er baute Reihenhäuser für seine Textilarbeiter, legte einen Marktplatz an und errichtete ein Gasthaus und eine Kirche. Während der 1770er Jahre zahlte er seine Geschäftspartner aus und erwarb Anteile an Textilfabriken in Bakewell, Wirksworth, Rocester, Chorley, Manchester und New Lanark.

1785 verlor er seine Patente für die Water Frame und verschiedene zugehörige Krempelmaschinen. Ob seine mechanischen Erfindungen tatsächlich eine technische Innovation waren, ist heute umstritten. Ohne Zweifel war er jedoch der erste, der die Herstellung von Baumwollgarn im Fabriksystem vollzog: Der Produktionsprozess durchlief eine Folge verschiedener Karden und Spinnmaschinen, die zunächst mit Hilfe von Wasserrädern und später mit Dampf betrieben wurden. Diese effektive Arbeitsorganisation fand bald schon Nachahmer, auch im Ausland: Johann Gottfried Brügelmann kopierte sie in Ratingen bei Düsseldorf, der ehemalige Arkwright-Angestellte Samuel Slater (1768-1835) trug sie in die USA. Auch in Frankreich und Böhmen gibt es vor 1790 Beispiele für Textilfabriken nach Cromforder Muster.

Arkwright selbst genoss als Geschäftsmann hohe Anerkennung. Er war beteiligt an dem Kanalbau, der Cromford mit dem mittelenglischen Wasserstraßennetz verband, und pflegte Kontakte zu führenden Intellektuellen im England der Industriellen Revolution, darunter Erasmus Darwin, James Watt und Samuel More.

Zur Situation in damaliger Zeit gehört, dass die Rohbaumwolle für die britischen Textilfabriken aus Amerika importiert wurde, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen auf Plantagen von versklavten Menschen angebaut und geerntet wurde, die entweder im Rahmen des transatlantischen Sklavenhandels gewaltsam nach Amerika transportiert worden waren oder die von versklavten Frauen geboren wurden und somit von Geburt an versklavt waren.