Welterbe Sozialsiedlungen Frederiksoord und Willemsoord

Frederiksoord und Willemsoord, beide jeweils sechs Kilometer nordöstlich bzw. nordwestlich von Steenwijk gelegen, sind gut erhaltene Beispiele jener niederländischen Armensiedlungen, die während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in vielen europäischen Ländern Interesse weckten.

Die wirtschaftliche Rezession, die auf die Napoleonischen Kriege folgte, führte zu einem Anstieg der Armut und veranlasste 1816-17 in Den Haag die Gründung eines Wohltätigkeitsvereins. Dieser Maatschappij van Weldadigheid verfolgte das Ziel, im Heideland der Provinzen Drenthe und Overijssel Bauland für soziale Wohnungsbauprojekte zu erwerben. Einer der Gründer des Wohltätigkeitsvereins, General Johannes van der Bosch (1780-1844), brachte dafür Erfahrungen aus der britischen Kolonialverwaltung in Indien ein. Die beiden Armensiedlungen entstanden 1818-20 zusammen mit einer weiteren Siedlung in Wilheminaoord zehn Kilometer nördlich von Steenwijk. Sie bestanden aus Grundstücken von je drei Hektar, die als ausreichend für die Versorgung einer sechsköpfigen Familie angesehen wurden. Jede Familie erhielt ein Haus, eine Kuh und Zugang zu Erziehungsangeboten und Gesundheitseinrichtungen.

Viel Arbeit war nötig, um das Land urbar zu machen und den Flusslauf des Aa für den Schiffsverkehr in Richtung Zuiderzee (Ijsselmeer) auszubauen. Die Ziegel gewann man aus vor Ort anstehendem Lehm, der Mörtel bestand aus Muschelschalen, die in Torffeuern gebrannt wurden, und die meisten Häuser hatten ein Reetdach. Zugehörige Schuppen wurden so konstruiert, dass sie Handwebstühle aufnehmen konnten. Der Name General van der Boschs lebt im Hoeve van der Bosch weiter, dem Hauptgebäude von Willemsoord. Dieses riesige traditionelle Bauernhaus wird flankiert von einer eleganten Kirche anno 1851. Alle Grundstücke und Häuser orientierten sich an einem Rasterplan.

Willemsoord verfügt im Wesentlichen über zwei Haustypen. Beide haben rechteckigen Grundriss und sind zur Straße hin schmal und nach hinten geräumig. Der Unterscheid besteht darin, dass manche Häuser ein Krüppelwalmdach haben und der Eingang nach vorne zeigt, während in anderen Fällen die Haustür an der Seite liegt, ergänzt um eine Erweiterung auf der gegenüberliegenden Seite.

Frederiksoord war bekannt für seine 1884 von Gerard Adriaan van Swieten eröffnete Landwirtschafts-, Garten- und Forstwirtschaftsschule. Die Gärten sind immer noch da, doch die Schule zog 2005 nach Meppel um. Ein kleines Museum in Frederiksoord macht die Geschichte der Armensiedlungen anschaulich.

Welterbe Sozialsiedlungen Frederiksoord und Willemsoord
Museum De Koloniehof
Koningin Wilhelminalaan 87
8382 GC Frederiksoord
Niederlande
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