Rosedene

Die Chartisten-Bewegung im Großbritannien der 1830er und 1840er Jahre war, oberflächlich betrachtet, eine Mobilisierung der Arbeiterklasse mit dem Ziel politischer Reformen. Drei vielfach unterzeichnete Petitionen erreichten das Parlament in den Jahren 1839, 1842 und 1848. Sie forderten das allgemeine Wahlrecht für Männer, die geheime Wahl, die Besoldung der Parlamentsmitglieder, die Beseitigung des Zensuswahlrechts, die gerechte Wahlkreisaufteilung und jährliche Parlamentssitzungen. Darüber hinaus vereinte die Bewegung für eine kurze Zeitspanne die meisten Arbeiterorganisationen unter einem Banner. Antrieb dafür war neben einer wirtschaftlichen Depression die Enttäuschung über die geringen politischen Veränderungen nach dem Reformgesetz (Reform Act) von 1832.

Mitte der 1840er Jahre verlor die Bewegung an Schwungkraft. 1845 gründete daher einer ihrer führenden Köpfe, der Ire Feargus O’Connor (1794-1855), das Immobilienunternehmen National Land Company. Deren Ziel bestand darin, mit Hilfe gezeichneter Summen ihrer Mitglieder Grundbesitz zu kaufen, diesen in Parzellen von 0.8 – 1.2 Hektar aufzuteilen und darauf imposante Schulen sowie Bungalows zu bauen, deren Baupläne auf O’Connor selbst zurückgingen und die als gemeinsames Merkmal drei Schlafräume aufwiesen. Die Parzellen wurden per Wahl verteilt und sollten städtischen Arbeitern die Möglichkeit geben, zum Landleben zurückzukehren. Das Projekt erwies sich als erstaunlich populär, was darauf hindeutet, das die (möglicherweise idealisierte) Vorstellung von einem wieder zu entdeckenden Landleben im städtischen Proletariat weit verbreitet war.

Das erste Grundstück wurde 1846 bei Heronsgate nahe London besiedelt, gefolgt von weiteren Besiedlungsaktionen in Minster Lovell in Oxfordshire sowie in Lowbands und Snigs End, beide in Gloucestershire. Das fünfte und letzte Grundstück lag in der Gemeinde Dodford with Grafton in Worcestershire. 1848 erfolgte der Kauf, ein Jahr später zogen die Bewohner ein. 1851 war die National Land Company am Ende, die Landhäuser gingen in Privatbesitz über. Eines von ihnen, „Rosedene“, wurde mittlerweile restauriert und untersteht nun dem National Trust (Gesellschaft zum Schutz des historischen Erbes), der geführte Touren dorthin anbietet.

 

Wie im Falle anderer Chartisten-Siedlungen gab der Boden von Dodford nicht genug her, um von den Anbauprodukten eine Familie zu ernähren. Im späten 19. Jahrhundert gingen daher die Bewohner dazu über, Erdbeeren, Pflaumen und Birnen zu kultivieren und sie in Birmingham zu verkaufen. Auf diese Zeit geht der Stall von Rosedene zurück. Darin war ein Pferd oder Pony untergebracht, das die Früchte zum Markt transportierte. Noch heute steht der Garten voller Obstbäume.

Rosedene
Victoria Road
B61 9BU Dodford
Worcestershire
Vereinigtes Königreich
+44 (0) 1527 - 821214
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