Leumann-Siedlung

Das Villagio Leumann (Leumann-Siedlung) in Collegno, zehn Kilometer westlich von Turin, gehört zusammen mit Crespi d’Adda zu den herausragenden Beispielen philanthropischen Unternehmertums in Italien. Der schweizerische Geschäftsmann Isaac Leumann (1807-87) gründete zunächst in Voghera bei Pavia in der Lombardei ein Textilwerk und verheiratete seinen Sohn, Napoleon Leumann (1841-1930), mit Amalia Cerutti, der Tochter des örtlichen Bankpräsidenten. Das verschaffte ihm Zugang zu Krediten und erlaubte ihm, sein Geschäft voranzutreiben. 1875 zogen Vater und Sohn nach Turin und erwarben Land für eine Fabrik bei Collegno nahe der Endhaltestelle einer städtischen Straßenbahnlinie.

1877 ging die Baumwollfabrik Cotonificio Leumann in Betrieb. Daneben ließ Napoleon Leumann eine Arbeitersiedlung errichten, die er großzügig mit öffentlichen Einrichtungen ausstattete, darunter eine Klinik, eine Wäscherei, Speisesaal, Kindergarten, Gymnasium, Badehaus, ein Lebensmittelladen als Kooperative, ein Hotel, eine Pension für junge Arbeiter und die Kirche St. Elisabeth. Der Entwurf für die Siedlung im Stil des Art Nouveau (in Italien auch „Liberty“ – „Freiheit“ genannt) stammte von dem Architekten Fenoglio (1865-1927). Napoleon Leumann investierte außerdem in die Stromversorgung, in Papiermühlen, Destillerien und Banken und unterstützte zahlreiche philanthropische Organisationen. Cotonificio Leumann stellte 1972 den Betrieb ein, doch hält ein Dokumentationszentrum, das von den „Freunden der Leumann-Schule“ gegründet wurde, die Erinnerung an die Geschichte der Arbeitersiedlung wach.

Leumann-Siedlung
Villaggio Leumann
Corsa Francia
10093 Collegno
Italien
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