Königliche Waffenfabrik Thorp Arch - Abfüllstation Nr. 8

Die Königlichen Waffenfabriken waren staatliche Unternehmen, die in Großbritannien zur Zeit des Zweiten Weltkriegs Munition herstellten. Es gab etwa 40 oder 50 dieser Fabriken, ihre genaue Zahl ist jedoch unbekannt. Einige erreichten eine imposante Größe und beschäftigten bis zu 30.000 Menschen. Die meisten haben nur geringe Reste hinterlassen und wurden umgenutzt für andere industrielle Zwecke.

Thorp Arch in Yorkshire, seinerzeit Abfüllfabrik Nr. 8 und 1942 fertig gestellt, bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Archäologie einer ehemaligen Munitionsfabrik zu entschlüsseln, ohne dabei Gefahr zu laufen, widerrechtlich privaten Boden zu betreten. Das Werksgelände umfasste ehemals mehr als 3.000 Gebäude mit 40 Kilometer langen Gleisen und 14,5 Straßenkilometern und bot mehr als 10.000 Menschen Arbeit. 1957, nach einer kurzen Wiederbelegung während des Koreakriegs in den frühen 1950er Jahren, wurde die Königliche Waffenfabrik geschlossen. In den frühen 1960er Jahren erwarb George Moore das Gelände, ein Geschäftsmann, der hier bis heute eine Möbelfabrik als Familienbetrieb unterhält. Das frühere Lokdepot wich einem achtstöckigen Hochhaus, in dem die Britische Bücherei Boston Spa residiert (Boston Spa heißt ein Ort in der Nachbarschaft). Diese Bücherei-Filiale erlaubt Fernleihe, besitzt aber auch einen öffentlichen Lesesaal. Andernsorts auf dem Gelände steht das Gefängnis HMP (Her Majesty’s Prison) Wealstun, 1995 hervorgegangen aus der Zusammenlegung zweier bereits 1965 hier gebauten Gefängnisse.

Das Gewerbegebiet Thorp Arch gliedert sich in einen Einzelhandels- und einen Industriesektor. Letzterer beherbergt mehr als 140 Unternehmen. Bei manchen davon handelt es sich um große Fabriken, doch die meisten Firmen sind relativ klein und in ihrer Produktion lokal ausgerichtet. Als 1961 die Ladenlokale eröffnet wurden, galt Thorp Arch als Großbritanniens erstes Fachmarktzentrum auf der grünen Wiese. Die Geländegestaltung ist einzigartig. Viele der Ladenlokale logieren in ehemaligen, durch Erdwälle gesicherten Granatabfüllstationen. Das Einkaufsareal umfasst ein Café, einen Kinderspielplatz mit einem nachgebauten Piratenschiff, einem Leichtpanzer samt Bren-Maschinengewehr und einem Sherman-Panzer. Auf dem ganzen Gelände verstreut sind Gleisreste des früheren Eisenbahnnetzes (das bis 1965 in Betrieb war) sowie Reste von ehemaligen Bahnübergängen.