Hohenhof

Hier hat der Zufall keine Chance. Was von außen wie ein solides Wohnhaus aussieht, ist in seinem Inneren bis ins Detail aufeinander abgestimmt. Wanddekor, Bodenbeläge, Möbel, Lampen, Stoffe, sogar Geschirr und Besteck verbinden sich zu einem harmonischen Ganzen. Schöpfer dieser beziehungsreichen Baukunst: der belgische Architekt Henry van de Velde. Auftraggeber und treibende Kraft: der junge Hagener Bankierserbe, Mäzen und Gründer des weltweit ersten Museums für zeitgenössische Kunst Karl Ernst Osthaus. Beide machen den Hohenhof in Hagen zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk des Jugendstils.

 

Dahinter verbirgt sich ein umfassender Reformansatz, der als Hagener Impuls in die Kunstgeschichte eingehen wird. Die Vision: ein „Weg, der durch Vernunft zur Schönheit“ führt. Dabei geht es Osthaus vor allem um die Verbesserung der Lebensverhältnisse im Revier. Er setzt alles daran, hervorragende Künstler nach Hagen zu holen und ihre Kreativität zu bündeln. Denn in der vereinten Kraft der Künste sieht er das grundlegende Instrument, um die moderne Industriegesellschaft zu verändern. Indem die Kunst den Sinn für Schönheit weckt und Zusammenhänge aufdeckt, soll sie die Menschen lehren, den Wildwuchs der Hochindustrialisierung zu überwinden: durch überlegte Architektur und vorausschauende Stadtplanung. Hier liegt die eigentliche Bedeutung des Hohenhofs: Er bildet den Kern einer Gartenstadt, die als Vorbild für das gesamte Ruhrgebiet gedacht ist. Sie vereint drei Siedlungen, jeweils zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Bürgern, Künstlern und Arbeitern. Darin spiegelt sich – wie schon im Hohenhof selbst – einmal mehr Osthaus‘ Ideal vom Gesamtkunstwerk: dem Gesamtkunstwerk Gesellschaft.

 

Karl Ernst Osthaus bewohnt den 1908 fertiggestellten Hohenhof zusammen mit seiner Familie. Von hier aus führt er einen intensiven Dialog mit Künstlern, Wissenschaftlern, Kulturpolitikern und Museumskollegen in aller Welt. Er stirbt 1921 im Alter von nur 46 Jahren. Die Gartenstadt bleibt unvollendet. Der Hohenhof dient in der Folgezeit unter anderem als Frauenklinik und Hochschulseminar. Anfang der 1980er Jahre wird er umfassend restauriert. Seit 1989 ist er Außenstelle des Hagener Karl Ernst Osthaus-Museums und beherbergt das „Museum des Hagener Impulses“ mit zahlreichen Zeugnissen der örtlichen Kunstgeschichte.

Hohenhof
Stirnband 10
58093 Hagen
NRW
Deutschland
+49 (0) 2331 - 55990
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