Museum Utopie und Alltag

Eisenhüttenstadt ist eine neue Stadt aus der Mitte des 20. Jahrhunderts und als solche zugleich Sinnbild des Glaubens kommunistischer Ökonomen an das Primat der Schwerindustrie. Der Ort liegt an der Oder, 25 Kilometer südlich von Frankfurt an der Oder und unweit der Abzweigung des Oder-Spree-Kanals. Seit dem Zweiten Weltkrieg markiert die Oder die Grenze zwischen Polen und Deutschland. Die Stadtgründung 1951 verfolgte das Ziel, Unterbringungsmöglichkeiten für die Beschäftigten des Eisenhüttenkombinats Ost (EKO) zu schaffen. EKO war ein enormes Eisen- und Stahlwerk, das, gefüttert mit polnischem Koks und ukrainischem Eisenerz, Stahl und insbesondere Blechrollen für die Fertigung von Autokarosserien und Haushaltsgeräten produzierte. Dabei orientierte es sich an ähnlichen Werken im russischen Magnitogorsk und in Nowa Huta in Polen. Der erste Hochofen, dessen Grundstein am Neujahrstag 1951 gelegt wurde, ging im September desselben Jahres in Betrieb.

Der Bau der Stadt begann ebenfalls am 1. Januar 1951. Entwürfe des Bauhaus-Architekten Franz Ehrlich (1907-84) wurden zurückgewiesen zugunsten eines Modells von Kurt Walter Leucht (1913-98), der Plattenbauten als Konstruktionsart favorisierte. Die vier- bis fünfstöckigen Wohn- und Geschäftsbauten aus vorgefertigten Betonplatten platzierte er an breiten Boulevards. Es gab großzügige Gesundheitseinrichtungen sowie Kultur- und Freizeitangebote, doch die erste Kirche entstand erst in den 1990er Jahren. Eisenhüttenstadt sollte urbanen Vorbildcharakter haben und wurde offiziell zur ersten sozialistischen Stadt in Deutschland erklärt. 1953 erhielt der Ort den Namen Stalinstadt zu Ehren des sowjetischen Diktators Josef Stalin (1879-1953), doch wurde die Namensänderung bereits 1961 wieder rückgängig gemacht, als Eisenhüttenstadt mit der Nachbargemeinde Fürstenberg zusammengefasst wurde.

Das Stahlwerk ist bis heute eines der größten in Europa mit einer Produktion von mehr als zwei Millionen Tonnen Stahl im Jahr. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands ging die Industrieanlage in Privatbesitz über. Seit 2007 ist das umfassend modernisierte Werk Teil der ArcelorMittal Gruppe, die nach telefonischer oder postalischer Vereinbarung geführte Touren anbietet.

Die Privatisierung zog in Eisenhüttenstadt eine hohe Arbeitslosigkeit nach sich. Seit 1988 ist die Bevölkerungszahl von 53.000 auf unter 35.000 gesunken.

Das Museum Utopie und Alltag will mit seiner umfangreichen Sammlung zur Alltagskultur in der DDR zeigen, wie die Menschen in der früheren DDR lebten. Von den etwa 150.000 Objekten in seinem Besitz ist ein Teil der Öffentlichkeit zugänglich.

Museum Utopie und Alltag
Erich Weinert Allee 3
15890 Eisenhüttenstadt
Deutschland
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